Dr.med. Dipl. Sportwiss. Lutz Nitsche
Chirurgie-Eschborn
Nachbehandlung
Der Erfolg einer operativen oder konservativen Therapie des Kreuzbandriss hängt vor allem von denjenigen ab, die Sie betreuen werden. Ein Team von spezialisierten Ärzten, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern ist für ein optimales Behandlungsergebnis notwendig. Ohne ein optimales Nachbehandlungskonzept, welches sich an Ihren Fähigkeiten, und nicht an starren Zeitvorgaben orientiert, wird nicht der maximale Behandlungserfolg zu erzielen sein.
FAQ`s NACHBEHANDLUNG
FAQ Nachbehandlung: Wie lange muss ich mit Krücken laufen?
FAQ Nachbehandlung:Die ersten beiden Wochen sollte eine Teilbelastung von 20kg eingehalten werden, um dem Knie ausreichend Ruhe zu gönnen. In dieser Phase wächst das neue Kreuzband in den Knochen ein. Um dies sicher zu stellen, sollten Sie in dieser Phase Unterarmgehstützen (umgangssprachlich „Krücken“) benutzen. Bei einer Meniskusnaht oder Knorpeleingriffen kann die Phase der Teilbelastung bis zu 6 Wochen andauern. Danach kann man ohne Unterarmgehstützen gehen.
FAQ Nachbehandlung: Wann kann ich mein Knie wieder voll bewegen?
In den ersten zwei Wochen ist die Bewegung vor allem in der Beugung begrenzt. Es sollten maximal 90° Beugung absolviert werden. Die Streckung bis 0° ist freigegeben. Eine betonte, und vor allem unkontrollierte, Überstreckung sollte jedoch vermieden werden.
FAQ Nachbehandlung: Wie lange bin ich nach einer Kreuzbandoperation krankgeschrieben?
Das hängt eindeutig von der ausgeübten Tätigkeit ab. Ein Büroangestellter kann meist nach 2-3 Wochen wieder seinen Beruf ausüben. Ein Handwerker wird deutlich länger ausfallen. Die Angabe von fixen Zeitangaben ist jedoch problematisch, da nicht jeder Patient den gleichen Heilverlauf aufweist. Außerdem haben Begleitverletzungen, wie Knorpel- und Meniskusschäden meist eine längere Nachbehandlungsdauer zur Folge.
FAQ Nachbehandlung: Wie verändert sich die Nachbehandlung bei einem Meniskusriss?
Die Nachbehandlung richtet sich vor allem nach der Therapie des Meniskusriss. In den meisten Fällen wird der Riss genäht. Dann wird ein vorsichtigeres Nachbehandlungsprogramm gewählt. In den ersten beiden Wochen ist die Beugung auf 30° Beugung, bei freier Streckung, limitiert. Danach folgen weitere zwei Wochen mit 60° bzw. 90°. Danach wird der Bewegungsumfang freigegeben. In den ersten 6 Wochen wird eine Teilbelastung von 20kg empfohlen. Die Orthese sollte für 8 Wochen getragen werden.
FAQ Nachbehandlung: Muss ich eine Schiene (Fachbegriff: Orthese) nach der Operation tragen?
Nach einer Operation sollte das Knie nicht endgradig gebeugt oder gestreckt werden, um dem neuen Kreuzband die Möglichkeit der Einheilung zu geben. Ein sogenannte Orthese kann dies sicherstellen, da sie auf bsp. 0° maximale Streckung und 90° maximale Beugung eingestellt werden kann. Eine Überstreckung und übermäßige Beugung wird damit verhindert. Patienten fühlen sich mit einer Orthese meist sicherer. Allerdings sollte die Orthese an den Oberschenkelumfang durch den Orthopädietechniker angepasst werden. Direkt nach der Operation ist der Umfang durch eine mehr oder minder ausgeprägte Schwellung und den Verband meist größer als nach drei oder vier Wochen. Nach einigen Wochen verschmälert sich der Muskel durch den Mindergebrauch (sogenannte Atrophie). Hinzu kommt die Abnahme der Dicke des Verbands und die Reduktion der Schwellung. In dieser Phase sollte besonders auf einen korrekten Orthesensitz geachtet werden. Meist wird eine Orthese für 6-8 Wochen getragen.
FAQ Nachbehandlung: Was kann ich vorbeugend tun, damit ich erst gar keinen Kreuzbandriss bekomme?
FAQ Nachbehandlung: Wie belastbar ist mein neues Kreuzband?
Die wichtigste Voraussetzung für ein voll belastbares Kniegelenk nach vorderer Kreuzbandrekonstruktion ist eine exakte anatomische Platzierung des neuen Kreuzbands. Das bedeutet, dass die ursprünglichen Ursprungs- und Ansatzstellen am Ober- und Unterschenkel präzise bei der Platzierung des Sehnentransplantats getroffen werden. Die Stabilität direkt nach der Beendigung der Operation eines exakt positionierten Kreuzbandtransplantat ist, laut biomechanischen Untersuchungen, größer als das normale, intakte vordere Kreuzband. Dies trifft jedoch nur auf die ersten 4-6 Wochen zu. Dann kommt es zu einem Umbau der SpenderSEHNE (Semitendinosus) in ein KreuzBAND. Dieser Umbauprozess von einer Sehne in ein Band mit Veränderung der Kollagenzusammensetzung schwächt das neue Kreuzband, weßhalb es an Festigkeit verliert. Während komplett eingeheilte und korrekt platzierte Kreuzbänder voll belastbar sind, kann es bei Fehlplatzierungen zu einem Anschlagen des Bands an einen Knochen und damit zu einem erneuten Riss kommen.
FAQ Nachbehandlung: Wann darf ich wieder Sport machen?
Die Beantwortung dieser Frage ist von mehreren Faktoren abhängig. Der Operateur entscheidet, ob die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands problemlos verlief und kann die stadienabhängige und fähigkeitsorientierte Nachbehandlung freigeben wird. In seltenen Fällen ist die Knochenqualität (weicher Knochen) unzureichend und es wird aufgrund der zu erwartenden langsameren Einheilungszeit des Transplantats in den Knochen ein vorsichtigeres Nachbehandlungsschema gewählt. Begleitverletzungen wie Meniskusnähte oder knorpelregenerative Eingriffe verlängern ebenfalls den Heilungsprozess. Der Wiedereinstieg in den sport (return to competitionoder auch return to play) ist weiterhin davon abhängig ob vorher bestandene Risikofaktoren für einen Kreuzbandriss beseitigt wurden. Die Anforderungen an das Kniegelenk variieren stark. Rennradfahren bedeute beispielsweise eine völlig andere Belastung für ein operiertes Kniegelenk, als Handballspielen. Exakte Zahlen und konkrete Parameter zu einer kompletten Freigabe des Wettkampfsports existieren leider nicht. Profifußballer sind im Schnitt nach 7,3 Monaten wieder einsatzbereit (Pflichstpiel). Allerdings ist die physiotherapeutische Nachbehandlung im Profifußball exzellent und beinhaltet mehrere Stunden Trainingstherapie und physikalische Anwendungen täglich.
FAQ Nachbehandlung: Was kann ich direkt nach der OP physiotherapeutisch machen um die Heilung zu beschleunigen?
Jede Heilung braucht Zeit. Durch physiotherapeutische Maßnahmen kann eine Heilung jedoch verbessert und die Reizung im Kniegelenk gelindert werden. Für den Anfang sollte das Knie und das gesamte Bein durch Manuelle Lymphdrainage, einer abschwellenden sanften Massagetechnik, entstaut und gelockert werden. Durch diese Therapie, welche nur durch zertifizierte Therapeuten durchgeführt werden darf, kann die Schwellung im Bein verringert werden und das Kniegelenk dadurch schneller und ohne Probleme heilen.
Text von Falko Werner, Physiopraxis Werner www.physiopraxis-werner.de Neue Mainzer Straße 26